Im Herbst 1797 logierten Johann Wolfgang Goethe und der Kunstmaler Johann Heinrich Meyer einen Monat im Gasthof «Krone» in Stäfa. Meyer stand in Weimar in den Diensten Goethes und hatte ihn auch portraitiert. Er empfahl Goethe diese Unterkunft, weil er in der von seinen Grosseltern geführten «Krone» aufgewachsen war.
Von Stäfa aus brach Goethe in Begleitung des «Kunschtmeyer» genannten Stäfners zu seiner dritten und letzten Reise auf den Gotthard-Pass auf. 225 Jahre später spannen die Gemeinde Stäfa, die Lesegesellschaft Stäfa, das Museo Sasso San Gottardo und die Goethe-Gesellschaft Schweiz zusammen, um durch Kulturanlässe, Ausstellungen und Publikationen die Erinnerung und das Interesse an Goethes Schweizer Reisen zu wecken.
Goethe-Bibliothek in der «Alten Krone»
Die Lesegesellschaft unterhält im Restaurant «Alte Krone» an der Goethestrasse 12 in Stäfa eine Bibliothek mit gegen 500 Werken von und über Goethe. Die Bestände sind online katalogisiert . Die unbediente Bibliothek in der «Goethe-Stube» und in der Leseecke im 1. Stock ist während der Öffnungszeiten des Restaurants öffentlich zugänglich, wobei die Regeln für ihre Benutzung zu beachten sind.
Chronologie der Anlässe zu Goethe
29. September 2023: Reisen – Ein Liederabend zu Goethe: Inspiriert von der Ausstellung zu Johann Wolfgang von Goethe im Museum zur Farb und Goethes Reisen durch die Schweiz thematisieren die Sopranistin Anna Gschwend und der Pianist Hans Adolfsen das Phänomen des Reisens. In seinen Liedtexten beschreibt Goethe Reise-erfahrungen der Sehnsucht, der Einsamkeit, der Freiheit oder auch des Glücks, Erfahrungen, die alle kennen, die je auf Reisen waren. Die musi-kalischen Fassungen stammen von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Fanny Hensel, Franz Schubert und Franz Liszt. Auch Verdi-Klänge sind zu hören, hat Verdi doch zwei Szenen rund um Goethes Gretchen vertont – auf Italienisch selbstverständlich.
Im Laufe des Abends wird der Blick mehr und mehr auch auf geografische Aspekte des Reisens gelenkt. Das «Schweizerlied» von Giuseppe Verdi oder das «Italienische Liederbuch» von Hugo Wolf sind da die Reiseführer. Auf dem Rückweg von Italien erklingen dann «Aargauische Volkslieder» von Paul Hindemith. Und sogar eine kleine Blitzreise nach Amerika – ein Liebäugeln mit dem Jazz – hat die Reiseleitung vorgesehen. Lukas Germann, Kurator des Museums zur Farb, wird die abendlichen Reiseaktivitäten kommentieren.
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23. Juni 2023: Literarischer Goethe-Abend im Gemeindesaal Stäfa: Vernissage des Buches «Goethe, Tell und Stäfner Handel» von Michael Böhler und Bernhard Schneider. Auf Einladung des Kulturreferats der Deutschen Botschaft in Bern und der Gemeinde Stäfa spricht danach der Schriftsteller und Ex-Diplomat Manfred Osten über Goethes Prophetie der Welt als grosses Hospital und dessen Therapie-Empfehlungen. Musikalische Begleitung durch die Schweizer Pianistin Rahel Senn. Eintritt frei.
13. Mai 2023: Vernissage Goethe-Ausstellung im Museum zur Farb: Goethe hat während seiner dritten Schweizer Reise Stäfa, die Heimat seines Freundes und Reisebegleiters Johann Heinrich Meyer, zu seinem Basislager gemacht. Die Ausstellung thematisiert die Begegnungen, die der berühmte Schriftsteller in Stäfa hat, zeigt, wie ihn die Schweizer Natur beeindruckt und seine Natursicht beeinflusst, und geht der wohl folgenreichsten Entdeckung Goethes in Stäfa nach: dem Wilhelm Tell, dessen Geschichte er hier zum ersten Mal liest.
12. November 2022: Im Saal der Musikschule Stäfa fand ein Hauskonzert und im Restaurant «Alte Krone» ein Nachtessen «wie zu Goethes Zeiten» statt. Begleitet von Daniel Fueter am Flügel sang der Bassbariton Niklaus Kost vertonte Gedichte Goethes. Der Gastrokritiker Daniel Böniger kommentierte die Gerichte, die nach Rezepten aus dem Buch «Zu Tisch mit Goethe» zubereitet wurden.
Vernissage am 3. Juli 2022 im Museo Sasso San Gottardo: Die landesweit erste Dauerausstellung über Goethe in der Schweiz wurde im Festungsmuseum Sasso San Gottardo mit viel Prominenz und einem Konzert in der Kristallkaverne eröffnet. Das Konzert der US-amerikanischen Pianistin Katie Mahan und szenische Goethe-Einlagen des Stäfner Schauspielers Michael Schwyter wurden per Video aufgenommen.
Festakt am 2. Juli 2022 in Stäfa: Prof. Michael Böhler hielt am Festakt zum 225-Jahr-Jubiläum von Goethes dritter Gotthardreise eine viel beachtete und gelobte Festrede unter dem Titel «Hätte Goethe in Stäfa den besseren Tell geschrieben?». Er bezog sich dabei auf Textstellen von J.W. v. Goethe, Gottfried Keller, Robert Walser und Max Frisch, die in einer Broschüre abgedruckt sind. Der Festakt in der ref. Kirche Stäfa wurde per Video aufgenommen.
Weitere Informationen und Publikationen zum Thema:
Damian Zingg, «Die drei G’s – Goethe, Guisan und Gotthard», Ansprache des Leiters des Museo Sasso San Gottardo am Festakt
vom 2. Juli 2022 in Stäfa.
Richard Diethelm, «Der Aufenthalt Goethes 1797 in Stäfa und die Ursprünge von Schillers Drama Wilhelm Tell».
Walter Kobelt, «Vom Chronicon Helveticum zu Schillers Wilhelm Tell»
Margrit Wyder, «Von Stäfa in die grosse Welt – Goethes Kunschtmeyer», , 112 Seiten, Th. Gut Verlag. Buch bestellen
Magrit Wyder, «C.F. Meyers Gedicht Schutzgeister» – ein poetischer Nachklang zu Goethes Schweizer Reisen
Zeitungsartikel zum Festakt:
Goethe hätt eine realistischeren Tell geschrieben, Gespräch mit Prof. Michael Böhler vom 25. Juni 2022 in der Zürichsee Zeitung
Das waren die Lieblingsplätze von Goethe am Zürichsee mit M. Wyder, Beitrag aus der Zürichsee Zeitung vom 29. Juni 2022
Wie Goethe über den Kanton Uri schrieb, Beitrag aus dem Urner Wochenblatt vom 2. Juli 2022
Wie Goethe den Tell-Stoff am Zürichsee entdeckte und diesen an Schiller weitergab, Beitrag aus der NZZ vom 2. Juli 2022
Zu Goethes Ehren wächst in Stäfa nun sein Lieblingsbaum, Beitrag aus der Zürichsee Zeitung vom 4. Juli 2022
Neue Goethe Bibliothek in Stäfa, Beitrag aus der Zürichsee Zeitung vom 2. August 2022